Die Primär- und Sekundärseite eines Transformators ist nach VDE 0532 durch die normale Richtung des Energieflusses vorgegeben.
Die Seite, die Energie aufnimmt, ist die Primärseite; die andere Seite, die Energie abgibt wird als Sekundärseite bezeichnet. Natürlich kommt es im Leerlaufbetrieb auch vor, daß die Sekundärseite keine Energie abgibt.
Diese Bezeichnungen sind unabhängig von den jeweiligen Bemessungsspannungen.
Ein Transformator kann auch mehrere Sekundärwicklungen haben, die dann aber entsprechend der oben stehenden Definition nicht Bezeichnungen wie z.B. "Tertiärwicklung" erhalten.
Weil die Spannung von wenigen großen Transformatoren an Kraftwerken hochgespannt wird und dann schrittweise von immer mehr immer kleineren Transformatoren heruntertransformiert wird, fällt bei der großen Mehrheit der Transformatoren die Primärseite mit der Oberspannungsseite zusammen.
Deshalb wird, wenn man von Oberspannungs- ("OS") Seite redet oft vorausgesetzt, daß es sich dabei um die Primärseite handelt.
Die Unterspannungs- ("US") Seite wird also als Sekundärseite angesehen.
Das Verhalten eines Transformators ist, wenn die Richtung des Energieflusses umgekehrt wird (und dabei natürlich die Bemessungsspannungen der Wicklungen beachtet werden), nicht völlig symmetrisch zu der normalen Betriebsrichtung. Das ist aus dem Ersatzschaltbild ersichtlich, wenn für die Bestimmung der elektrischen Größen im Leerlauf, der Längszweig der jeweiligen Sekundärseite weggelassen wird.
Zum Beispiel kann sich auch das Verhältnis von Einschaltstrom zu Bemessungsstrom deutlich verändern, weil die Streuinduktivtäten auf beiden Seiten unterschiedlich sind.
Daher macht es Sinn Primär- und Sekundärseite fest vorzugeben, auch wenn der Eingangs- und Ausgangsspannung wie z.B. bei einem Trenntransformator genau übereinstimmen.